KI

Der Gedanke, dass KI Lehrkräfte ersetzen könnte, ruft bei vielen Bedenken hervor. So könnten automatisierte Systeme theoretisch Lerninhalte vermitteln, Prüfungen korrigieren und Fortschritte der Schüler:innen überwachen. Doch ein Blick auf die Fähigkeiten und Grenzen der aktuellen KI zeigt, dass diese Vorstellung derzeit unrealistisch ist.

Der Absatz, den Sie soeben gelesen haben, stammt von ChatGPT, einer der populärsten KI-Anwendungen. Und er beweist, dass die Zeiten, als KI-generierte Inhalte sofort als solche erkennbar waren, mittlerweile passé sind.
KI-generierte Texte sind nicht nur grammatikalisch korrekt und stilistisch unauffällig, sondern halten auch einer ersten inhaltlichen Überprüfung stand. So wie mit KI generierte Bilder mit freiem Auge nicht als solche erkennbar sind.
Tatsächlich hat KI schon lange Einzug in praktisch alle digitalisierten Bereiche unseres Lebens gehalten: angefangen bei Sprachassistenten, wie Siri oder Alexa, über personalisierte Empfehlungen und Werbeanzeigen, Navigationssysteme und Einparkhilfen bis hin zu Smart-Home-Geräten oder Suchmaschinen – künstliche Intelligenz begleitet und leitet uns praktisch auf Schritt und Tritt.

Sollten Pädagog:innen KI als Konkurrenz ansehen?

Einfach formuliert ist KI die Fähigkeit von Maschinen, menschliche Intelligenz nachzuahmen und zu verbessern. KI umfasst Algorithmen und Techniken, Aufgaben zu lösen, die normalerweise menschliches Denken erfordern. Das mit dem großen Vorteil, dass KI Daten schneller, besser und genauer verarbeiten kann. So wird KI etwa mittlerweile eingesetzt, um Ärzt:innen bei der Diagnose von Röntgenbildern zu unterstützen. Bei ungewöhnlichen Aufnahmen oder Abweichungen stößt KI allerdings an ihre Grenzen, die schlussendliche Diagnose und Therapieentscheidung liegt daher immer bei den Ärzt:innen.
Nicht anders ist es auch im Bildungsbereich. Pädagog:innen sind durch KI nicht ersetzbar. KI kann Fragen beantworten, Lerninhalte aufbereiten, Prüfungen korrigieren und Fortschritte der Schüler:innen überwachen. Aber schulisches Lernen ist und bleibt ein sozialer Prozess, in dessen Mittelpunkt die Lernenden und Lehrenden stehen. Ein grundsätzliches Verständnis für die emotionalen und sozialen Bedürfnisse der Lernenden ist für den Lernerfolg essenziell. Das dafür erforderliche pädagogische Feingefühl, die vielfältigen Fähigkeiten, die Lehrkräfte in den Unterricht einbringen, kann KI nicht nachbilden. Die Zukunft kann daher nur in einer sinnvollen Kombination von menschlicher Expertise und technologischer Unterstützung liegen.

Welche Unterstützung liefert KI für die pädagogische Praxis?

Dank ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeiten können KI-Tools zur Reduktion von Administrations- und Unterrichtsvorbereitungsarbeit genutzt werden. So gibt es etwa Programme, die das Erstellen und Korrigieren von Tests und Hausaufgaben übernehmen, Video- und Audio-Texte transkribieren, Handgeschriebenes in digitale Texte umwandeln, lizenzfreie Bilder auf Basis von Textbeschreibungen generieren oder auch Fortschritte der Schüler:innen automatisch dokumentieren.
KI-Tools für Sprachverarbeitung liefern außerdem kreative Anregungen für Unterrichtsmethoden, Aufgabenstellungen und Übungen. Anbieter wie Diffit for Teachers generieren auf Basis von Informationen, die man auch selbst beistellen kann, Vorschläge für Infoblätter, Arbeitsblätter oder Quizfragen auf unterschiedlichen Leistungsniveaus und in mehreren Sprachen. So kann man mit virtueller Unterstützung rasch und effizient individualisierte Unterrichtsmaterialien für die nächste Unterrichtseinheit erstellen.
Sehr hilfreich kann KI auch sein, wenn man nach einer einfachen, leicht verständlichen Erklärung für einen komplexeren Sachverhalt sucht. Wenn man genau weiß, was Sache ist, einem aber die passenden Worte nicht einfallen, um diese einfach verständlich zu erklären. KI-Tools für Sprache liefern in diesem Fall unzählige Vorschläge. Je genauer die Anweisungen ausfallen, was Länge, Zielgruppe und z.B. auch Stilistik des Textes betrifft, umso schneller erhält man ein brauchbares Ergebnis.

© Firefly – mit KI generiert
Risiken und Nebenwirkungen

KI-Systeme können Daten nicht nur effektiver verarbeiten und analysieren als wir Menschen. Sie merken sich diese auch dauerhaft und nutzen sie in verschiedensten Zusammenhängen. Datenschutz ist daher vor allem bei adaptiven Lernsystemen, die auf Basis der Leistungsanalyse der Lernenden individuelle Lernpfade erstellen, ein wesentlicher Punkt. Persönliche Daten der Lernenden müssen geschützt sein.
Ein weiteres Risiko liegt in der Fehleinschätzung von KI als fehlerfrei und wertfrei. KI-Tools bzw. ihre Ergebnisse sind immer abhängig von den Daten, mit denen sie gefüttert wurden und werden. Sind diese fehlerhaft, lückenhaft, ungenau, einseitig oder bewertend, so ist es auch der KI-generierte Inhalt. Manche KI-Tools sind sogar so programmiert, dass sie auch Fragen beantworten, für deren Beantwortung sie nicht über ausreichend Daten verfügen. Ergebnis sind zwar hübsch formulierte, aber frei erfundene Antworten. Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Nutzung von KI ist daher Wissen. Wissen zur Funktionsweise von KI und zum abgefragten Themengebiet. Nur wer die Korrektheit und Aktualität des gelieferten Outputs richtig einschätzen kann, kann KI auch wirklich sinnhaft einsetzen. Womit wir auch bei einer der großen KI-bedingten Herausforderungen für Lehrkräfte angekommen sind: Die Schüler:innen müssen den kritischen Umgang mit KI-generierten Inhalten erlernen. Sie müssen dafür sensibilisiert werden, dass KI weder allwissend, noch wertfrei ist. Und sie müssen dazu befähigt werden, KI-Inhalte zu überprüfen.
Um Schüler:innen dazu anzuleiten, brauchen Pädagog:innen konkrete Unterstützung: Weiterbildungen, aber auch altersadäquate Unterrichtsvorschläge. Leider sind entsprechende Angebote nicht im gleichen Ausmaß über uns „hereingebrochen“ wie KI-Angebote.


Die zweite große Herausforderung für Lehrkräfte liegt in der Überprüfung von Schülerleistungen. Wie kann man feststellen, ob ein geschriebener Aufsatz oder ein gelöstes Mathe-Beispiel eigentlich von ChatGPT stammt? KI-Tools wie Undetectable.ai unterstützen Lehrende bei dieser schwierigen Aufgabe. Schlussendlich stellt sich doch aber die Frage, wie man Schüler:innen vermitteln kann, dass KI zwar vielleicht Zeit und Hirnschmalz spart, aber nichts dazu beiträgt, das eigene Wissen und die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Und dass die Schüler:innen ohne diesen Wissens- und Kompetenzerwerb ihre mittel- und langfristigen Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung nachhaltig einschränken.

  • www.manuelflick.de/blog/chatgpt-im-unterricht:
    Manuel Flick, Lehrer und Fortbildner, bietet in seinem Blog eine anschauliche Übersicht über die Nutzungsmöglichkeiten von ChatGPT für die Unterrichtsvorbereitung. Interessierte erhalten kostenlosen Zugang zu einem KI-Guide für Lehrkräfte, der u.a. auch konkrete Vorschläge für Unterrichtseinheiten zur kritischen Medienbildung enthält.
  •  www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/zrp/ki.html
    Das Bildungsministerium liefert auf der Seite einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Angebote.

Womit wir unweigerlich bei einer zentralen Frage angelangt sind, die Pädagog:innen schon lange vor KI beschäftigt hat und unabhängig von der weiteren Entwicklung von KI auch weiterhin beschäftigen wird: Wie motiviere ich meine Schüler:innen zum Lernen? Wie vermittle ich ihnen die Bedeutung des Lernprozesses und des Kompetenzerwerbs für ihr persönliches Fortkommen?

ChatGPT hat auch darauf eine einfach klingende Antwort parat: Relevanz und Kontext des Lernstoffs vermitteln, vielfältige Lehrmethoden einsetzen, Selbständigkeit durch Wahlmöglichkeiten bei Aufgaben fördern, Erfolgserlebnisse ermöglichen, individuell fördern und generell ein positives Lernumfeld schaffen.
Dass das nicht ganz so einfach ist, wie es sich liest, wissen alle, die es schon einmal versucht haben. Womit Möglichkeiten und Grenzen von KI recht gut auf den Punkt gebracht wären. Wir neigen dazu, die Fähigkeiten von KI zu überschätzen. Wenn wir uns allerdings ihrer Grenzen bewusst sind und ihre Möglichkeiten richtig einsetzen, kann KI bei der täglichen pädagogischen Arbeit wertvolle Unterstützung leisten.

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